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Der Begriff «Gautschen» hat seinen Ursprung in der manuellen Papierherstellung. In der früheren Papierherstellung wurde das Blatt nach dem Schöpfvorgang vom Schöpfrahmen gelöst und auf einen trockenen Filz gelegt. Dieser Herstellungsschritt nennt man «gautschen». Der Brauch an sich kann man bis ins 16. Jahrhundert und somit in die Zeit Gutenbergs zurückverfolgen. Hierbei werden die Lernenden der Druckbranche nach bestandener Abschlussprüfung gefesselt und in einen Bottich, Brunnen, See, Bach usw. getaucht. 

Bei uns wurden am Mittwoch, 15. Juni 2022 Laura Erismann als Polygrafin und Nico Ketelaer als Medientechnologe gegautscht. Am Morgen kamen sie ganz normal zur Arbeit und ahnten nichts davon. Im Verlaufe des Nachmittags wurden sie gefesselt, verunstaltet und in einem Postwagen eingesperrt. Mit unserem Geschäftsbüssli ging es dann weiter nach Stans ins Dorf zum Articolo. Hinter der Boutique wurden die Gautschhüte verteilt und Laura und Nico wurden auf den traditionellen Holzwagen bugsiert. Franz Lussi stimmte mit seiner Trommel ein Marschlied an, zu welchem dann alle zusammen auf den Stanser Dorfplatz marschierten. Unser kleiner Umzug, wie auch das Gautschen selber wurde von lachenden Passanten mitverfolgt. Unser Gautschmeister Guschti Baumgartner hielt die berühmt berüchtigte Gautschtrede und nach dem Ausruf «Packt an!» wurden zuerst Nico dann Laura auf nasse Schwämme gesetzt. Nach ein paar grossen Kesseln Wasser wurden sie nacheinander von den beiden Packern in den Brunnen getaucht und wurden so in die Reihen der Jünger Gutenbergs aufgenommen.

Ein altertümlicher Brauch, der heute immer noch von vielen Druckereien gepflegt wird.

Erinn: War das Wasser im Brunnen kalt?
Laura: In diesem Moment habe ich nicht auf die Wassertemperatur geachtet.
Nico: Das Wasser war bei dem warmen Wetter sehr erfrischend und angenehm.

Erinn: Habt ihr an diesem Tag mit dem Gautschen gerechnet?
Laura: Ja, ich habe es gedacht.
Nico: Nein, absolut nicht, es kam sehr überraschend.

Erinn: Wart ihr nach dem Gautschen froh, dass alles vorbei war?
Laura: Ich war froh zu wissen, dass ich bestanden habe.
Nico: Ich war erleichtert, dass ich bestanden habe.

Erinn Wey, Polygrafin im 2. Lehrjahr

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